Donnerstag, 11. Oktober 2012

Was ist ein Objektiv und was macht das Objektiv anders als das Loch?

Ein Objektiv ist nichts anderes als eine Ansammlung von geschliffenen Glaslinsen. Um diese Linsen herum ist eine Röhre, damit der Einfall von seitlichem Licht verhindert wird. Um jetzt herauszubekommen, was so eine Linse macht, füllen wir ein Glas mit Wasser und stecken einen Gegenstand hinein. Es ist seltsam, aber der Gegenstand wird, von der Seite her betrachtet, unter der Wasserlinie dicker.

Ich versuche es mal ganz einfach zu erklären: über der Wasserlinie ist das Glas an der Innen- und Außenseite gleich geformt. Dadurch ändert sich für uns nichts, weil das Licht, wie bei einer Fensterscheibe, zurück auf seine eigentliche Linie gebracht wird. Unter der Wasserlinie ist aber innen das Wasser. Das Licht wird an der Glasoberfläche gebrochen und durch das Wasser an der Innenseite nicht wieder zurück auf die vorherige Richtung gebracht.

Genau dasselbe passiert mit dem Licht, wenn es auf das Glas der Linsen im Objektiv trifft. Die Linsen sind so berechnet, dass das Licht sich in eine bestimmte Richtung bricht. Es soll ja in die Kamera hinein. Dadurch, dass die Linsen einen viel größeren Durchmesser haben, als das Loch unserer Camera obscura, kommt auch viel mehr Licht in die Kamera. Dieses Licht ist eben auch gerichtet, um ein scharfes Bild zu erzeugen. Umso mehr Licht in die Kamera fällt, umso schneller hat das Aufnahmemedium seine Information.

In einem Objektiv befindet sich ein Bauteil, welches man als Blende bezeichnet. Diese Blende kann man sich wie ein Loch vorstellen. Bei einfachen Kameras ist diese Blende sehr klein. Das bedeutet also, dass das Loch sehr klein ist und alles was man fotografiert wird scharf, etwa wie bei einem Handy. Ihr habt es sicher gesehen. Wenn ihr ein ganz kleines Loch in eure Camera obscura gemacht habt, dann war die Glühlampe scharf, aber dunkel zu sehen. Wenn das Loch größer war, dann war die Glühlampe heller, aber unscharf zu sehen.

Bei vielen Objektiven kann man die Blende verstellen, also das Loch größer oder kleiner machen. Die Einstellung für die Blende eines Objektives wird mit „f“ angegeben. Hinter dem „f“ steht eine Zahl. Umso kleiner diese Zahl ist, umso mehr Licht kommt durch das Objektiv. Da ein Objektiv so berechnet ist, dass man einen Bereich scharf stellen kann, kann man mit der Blende auch regeln, wie groß dieser Bereich ist.

Das alles geht natürlich nicht mit dem einfachen Loch der Camera obscura. Je nachdem wie groß das Loch ist, wird das Bild mal mehr, mal weniger unscharf, da das Licht nicht gerade gerichtet wird, sondern aus vielen Richtungen in die Kamera fällt. Puh, dass war jetzt aber viel.


Um das ganze etwas verständlicher zu machen, können diejenigen unter euch, die eine Kamera mit austauschbaren Objektiven haben, schon etwas vorarbeiten und das ganze mit Bildern ausprobieren.Wie, seht ihr auf dem Bild, auf dem eine Kamera mit einem Objektiv und einer Scheibe zu sehen ist. Die Scheibe ist ein Gehäusedeckel, in dem ich ein großes Loch gemacht und dies mit einem Alublech zugeklebt habe. In dem Blech ist, wie bei der Camera obscura, ein sehr kleines Loch. Aber aufgepasst! Ihr müsst mit dem kleinen Loch an eurer Kamera sehr lange belichten. Mit 200 ASA bei Kleinbild im Sonnenschein zwischen 5 und 15 Sekunden. (ASA ist eine Angabe, die angibt, wie empfindlich der Film auf Licht reagiert.)
Alle anderen brauchen nicht traurig sein. Schaut euch die Bilder an und ihr werdet die Unterschiede sehen, welche Bilder mit einem Objektiv und welche mit einem Loch gemacht wurden.

 Keine Bange, ihr braucht noch lange nicht los gehen, um euch eine Kamera zu kaufen. Es gibt noch viel zu experimentieren, auch ohne eine gekaufte Kamera.

Bis demnächst
Thomas